Sozialraumerkundung via Acionbound (Gamification)
Seminar im 3. BA-Semester im Lehramt Sonderpädagogik im Modul „SP0A2 Grundlagen der Partizipation und Inklusion bei Beeinträchtigung und Behinderung: historische und aktuelle Begründungslinien“
Learning Outcomes
Die Studierenden
- identifizieren und reflektieren Sie zentrale umweltbezogenen Kontextfaktoren von Inklusion und Partizipation
- entwickeln Sie ein Verständnis für die Bedeutung des Sozialraums für die Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung an Bildungsangeboten
- können Sie ausgewählte Sozialräume in Bezug auf Teilhabechancen im Bereich Bildung analysieren
- kennen Sie exemplarische Sozialräume in Hamburg und reflektieren ihre Auswirkungen auf die Lebenswelt von Menschen mit und ohne Behinderung
Die Studierenden werden primär für das Unterrichten an inklusiven Schulen (Primar- und/oder Sekundarstufe) oder verschiedenen Förderschulen qualifiziert. Die Sozialräume der zukünftigen Schülerinnen und Schüler entsprechen oft nicht denen der Lehrkräfte bzw. werden anders genutzt und wahrgenommen. Gleichzeitig spielt der Sozialraum eine wesentliche Rolle im Leben der Schülerinnen und Schüler und wirkt sich auch auf das Lernen und Zusammenleben in der Schule aus. Eine wichtige Methode, um Sozialräume zu erfassen, ist die Sozialraumerkundung. Diese steht im Fokus dieses Seminars.
Lehr- und Lernaktivitäten
Phase 1: Theoretische Einführung
Die Studierenden beschäftigen sich mit der Bedeutung des Sozialraums für Inklusions- und Partizipationsprozesse (im Kontext Schule) und lernen ausgewählte Methoden der Sozialraumanalyse kennen. Sie werden darüber hinaus für die eigenen sozialräumlichen Erfahrungen sensibilisiert, indem sie z.B. auf einer virtuellen kollaborativen Karte Ihren Wohnort markieren und darüber ins Gespräch kommen.
Phase 2: Vorbereitung der Sozialraumerkundung
In dieser Phase bereiten die Studierenden zu einem Sozialraum ihrer Wahl in Kleingruppen Sozialraumerkundungen vor. Dafür müssen sie zunächst Informationen zu ihrem Sozialraum recherchieren, dann einen thematisch zum Seminar passenden Schwerpunkt wählen (z.B. Barrierefreiheit im Sozialraum; Fokus auf eine bestimmte Behinderungsform oder Altersgruppe o.ä.) und schließlich relevante Einrichtungen, Punkte oder Orte dazu im Sozialraum finden. Daran orientiert entwerfen die Studierenden eine (realistische) Route und ähnlich einer „Schnitzeljagd“ Arbeits- und Erkundungsaufträge und stellen wichtige Informationen bereit. Methodisch steht den Studierenden frei, ob Sie klassisch mit Papier und Stift arbeiten oder die App Actionbound nutzen möchten.
Phase 3
Die fertigen „Bounds“ werden schließlich unter den Gruppen verteilt, so dass jede Gruppe eine fremde erhält und diese dann absolvieren muss. Am Ende gibt es ein Reflexionstreffen, bei dem die Gruppen von Ihren Erfahrungen berichten, der erstellenden Gruppe Feedback geben und den eigenen Lernzuwachs diskutieren.
Didaktische Hinweise
Die App Actionbound erfordert eine Registrierung und Installation auf dem eigenen Handy. Ein Smartphone und mobiles Internet sind erforderlich. Deshalb war die Arbeit mit der App nicht verpflichtend. Dennoch entscheiden sich fast alle Gruppen dafür, da die App auch großes Potenzial zum Einsatz im Unterricht birgt und die Studierenden den Umgang damit gern ausprobieren wollten. Es reicht außerdem, wenn ein Gruppenmitglied die App hat. Die Sozialerkundung und „Schnitzeljagd-Methode“ (egal ob digital oder analog) bietet viele Möglichkeiten der Differenzierung, da die Gruppen untereinander Aufgaben verteilen können (z.B. eine Person kümmert sich um die Gestaltung der App, kommt dafür in der ersten Phase nicht mit in den „Außendienst“). Zudem sind die Gruppen sehr frei und flexibel in der Zeiteinteilung. Die gesamte Methode kann außerdem weitgehend barrierefrei gestaltet werden, wenn Bedarf besteht, da mit verschiedenen Medien gearbeitet werden kann.
Zum Umgang mit der App Actionbound wurde ein asynchrones Tutorial angeboten (für die Studierenden, die damit arbeiten wollten) sowie eine Themensprechstunde
Eine didaktische Besonderheit liegt hier in dem Perspektivwechsel zwischen Erstellen und Absolvieren der Bounds. Dadurch erhält die Arbeit einen direkten praktischen Nutzen und es gibt ein ausführliches Peer Feedback. Eine „schlechte“ Leistung hat hier nicht (nur) ein negatives Feedback durch den Lehrenden zur Folge, sondern praktische Konsequenzen für die Gruppe, die die Bound absolvieren muss.
Ein solches Vorgehen ist natürlich sehr zeitaufwändig. Das wurde jedoch so eingeplant, indem den Sozialraumerkundungen im Seminarplan viel Raum gegeben wurde. Gerade nach/in der Pandemiephase wurde das Format angenommen, weil es eine gut dosierte und pandemiegerechte Art der „Präsenz“ bot.
Prüfungsformen
Das Seminar hatte laut Modulplan keine Prüfung, sondern nur eine Studienleistung (aktive Teilnahme). Die Studienleistung (bestanden/nicht bestanden) bestand 1. in der Entwicklung und 2. In der Durchführung einer Sozialraumerkundung. Eine Rückmeldung zur Leistung erfolgte in der Reflexionssitzung sowohl durch die anderen Studierenden als auch die Lehrende.
Beispiele und Ergebnisse








Evaluation
- Hohe Motivation durch Gamification-Ansatz und Peer-Feedback (kein Drop-Out im Verlauf des Semesters!)
- Kein Zwang zur App-Nutzung
- Die freie Wahl des Sozialraums wurde sehr positiv bewertet.
- Viel Flexibilität bei der Methode, Zeitplanung und Gestaltung
- Schulung der medialen bzw. methodischen Kompetenz
- Übertragbarkeit auf den Kontext Schule
- Hohe Handlungs- und Praxisorientierung, da nicht nur theoretisch über Sozialräume und Sozialraumerkundung gesprochen wird, sondern diese tatsächlich stattfindet
- Da Actionbound bisher nicht von der UHH gehostet wird, Registrierung und Installation nötig. Studierende müssen ihr Smartphone dafür nutzen
- Arbeiten mit der App schwierig, wenn die Internetverbindung schlecht ist
- Gruppen in vielen Phasen „auf sich“ gestellt. Erwies sich hier als unproblematisch, kann aber natürlich zum Problem werden
- Manche Aufgabenstellungen oder Wegbeschreibungen waren für die erstellende Gruppe klarer als für die durchführende. Das war gerade für angehende Lehrkräfte ein wertvolles Feedback. In der Reflexion kam heraus, dass ggf. ein Ansprechpartner/eine Ansprechpartnerin aus der erstellenden Gruppe während der Erkundung entweder virtuell (WhatsApp/Telefon/Chat) oder als Begleitung verfügbar sein müsste (z.B. wenn man so etwas mit Schülerinnen und Schülern macht. Hier wäre es aber zulasten der Flexibilität gegangen
- Hoher Zeitaufwand